Masken am laufenden Band

Das Fachmagazin „Produktion – Technik und Wirtschaft für die deutsche Industrie“ berichtet in seiner aktuellen Ausgabe

LANDSBERG (SM).
Wie kann ein so primitives Ding wie ein Virus unser ganzes Leben auf den Kopf stellen? Man glaubt es kaum, dass im Jahre 2020 nicht sofort ein Gegenmittel gefunden wird. Aber vielleicht hat das Virus auch sein Gutes, denn es lehrt uns, dass die Natur stärker ist als der Mensch. Ein Gegenmittel oder einen Impfstoff gibt es also wohl erst im nächsten Jahr. Und bis dahin werden wir uns wohl an einen neuen Alltag gewöhnen müssen. Das Motto: „Abstand halten und Maske tragen!“. Doch wie wirksam sind diese Gegenstrategien? Wie aggressiv das Virus bei seiner Verbreitung ist, zeigen verschiedene Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit: Wenn einer es hat, haben es im näheren Umfeld bald sehr viele. Selbst die Experten wissen nicht genau, wie groß der Abstand für eine effektive Prävention wirklich sein muss. Ähnliches gilt für die Masken zum Schutz von Mund und Nase: Manche Experten halten diese für die Rettung schlechthin, während andere den Sinn und Nutzen anzweifeln. Aber es gibt Indizien, dass der Mund-Nase- Schutz äußerst wirksam ist: Es ist auffällig, dass Länder wie Südkorea oder Japan kaum Probleme mit Corona haben. Und wer je durch die Straßen von Tokio oder Seoul gelaufen ist, der weiß: Das Tragen von Atemschutzmasken ist dort seit Jahren weit verbreitet. Das deutet auf die Wirksamkeit dieser Masken hin.

Schutzmasken werden uns sicher noch dieses Jahr und wohl auch im nächsten Jahr begleiten. Kurz nach der Einführung der Maskenpflicht gab es noch Engpässe und die Masken waren sehr teuer. Das hat sich mittlerweile geändert und es gibt ausreichend Schutzmasken zu vernünftigen Preisen. Das ist auch ein Verdienst von zupackenden Machern. Einer davon sind Christian Jaissle, Geschäftsführer des Sondermaschinenherstellers Ziegler+ Schenk mit Sitz in Göppingen, Baden-Württemberg, und sein Team. Das Unternehmen beliefert normalerweise diverse Industriezweige mit CNC-Fertigungsteilen und Sondermaschinen mit unterschiedlichsten Automatisierungsstufen. Da dieser Bereich der Fertigungsteile und der Maschinenbausektor bereits vor Beginn der Corona-Krise rückläufig waren, wurden ohnehin zusätzliche Geschäftsmodelle gesucht. „Wir haben uns entschieden, Maschinen zur Herstellung von Mund- & Nasenmasken zu konzipieren. Der Prozess von den ersten Ideen bis zum fertigen Prototypen dauerte acht Wochen“, berichtet Christian Jaissle. Weil das Unternehmen bereits über 50 Jahre Erfahrung im Sondermaschinenbau hat, konnten die Entwickler auf einige bereits bekannte Prozesse zurückgreifen und mussten das Rad somit nicht neu erfinden. Dennoch war die Konstruktion durchaus eine technische Herausforderung, denn Teile der Konstruktion mussten völlig neu erdacht werden.

Der Aufwand hat sich gelohnt: „Aktuell fertigt unsere Maschine rund 15 Masken in der Minute und über 20 000 am Tag. Wir arbeiten jedoch daran, sie weiterzuentwickeln und die Kapazität auf 30 bis 60 Masken pro Minute zu steigern“, so Christian Jaissle. Bei der Entwicklung haben er und sein Team bewusst auf eine einfache Funktionsweise gesetzt. Der einzige händische Schritt ist das Einlegen und Auswechseln der Stoffspulen. Verwendet werden dabei Spulen mit rund 1 500 Meter Stoff. „Die meisten Hersteller werden wohl Baumwolle oder Baumwoll-Gemische für die Herstellung von Masken nutzen. Unsere Maschinen können aber auch andere Materialien vernähen. Sollten Hersteller lizenzierte Stoffe verwenden, können sie die mit unseren Maschinen hergestellten Masken sogar als medizinische Produkte lizenzieren lassen“, berichtet Christian Jaissle. Mit der Nachfrage nach den neuen Maschinen ist Christian Jaissle äußerst zufrieden. So konnten bereits einige Maschinen verkauft werden, und mit vielen Firmen führt man konkrete Gespräche. „Die meisten dieser Unternehmen sitzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es hat uns sogar schon eine Anfrage aus Brasilien erreicht“, gibt sich Christian Jaissle höchst zufrieden. Auch er geht davon aus, dass uns die Masken auch noch nächstes Jahr begleiten werden und das Geschäftsmodell damit langfristig lohnenswert bleibt: „Durchaus denkbar, dass die Masken bald zu einem neuen Werbeartikel werden. Neben Kugelschreibern, USB-Sticks und Tassen könnten Firmen in Zukunft Masken mit ihrem Logo verteilen“.

So arbeitet die Maschine Auf den Maschinen von Ziegler+ Schenk lassen sich Masken in mehreren Breiten von 160 bis 200 mm herstellen. Außerdem kann das Faltmuster variiert und etwa zwischen einer drei- oder viermaligen Ablage gewählt werden. Dabei gibt es unterschiedliche Herangehensweisen bei der Fertigung der Masken. Während beispielsweise viele Hersteller ihre Produkte mit Ultraschall schweißen, hat sich Ziegler+Schenk für einen Nähvorgang entschieden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Masken bei der Verarbeitung heiß zu schneiden. Dadurch entfällt das seitliche Umnähen des Stoffes, der dann dank der Hitzebehandlung nicht ausfranst.